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Symmetrien und Reversibilität

Weil $V_{\rm BG}$ nur quadratisch von $\rho $ und $z$ abhängt, ist $V_{\rm BG}$ symmetrisch bezüglich der $\rho $- und der $z$-Achse:

\begin{displaymath}
\begin{array}{rcl}
V_{\rm BG}(\rho,z) & = & V_{\rm BG}(\rh...
..._{\rm BG}(\rho,z) & = & V_{\rm BG}(-\rho,z) \quad.
\end{array}\end{displaymath} (3.12)

Wir nutzen jetzt diese Eigenschaften des Potentials zur Charakterisierung des durch $H_{\rm BG}$ beschriebenen Hamilton-Systems aus.

Aus der Hamilton-Funktion $H_{\rm BG}(\rho,z,p_\rho,z)=\frac{1}{2}\left(p_\rho^2+p_z^2\right)
+V_{\rm BG}(\rho,z)$ ergeben sich die folgenden kanonischen Gleichungen:

\begin{displaymath}
\begin{array}{lcl}
\dot{\rho} & = & p_\rho \\ [0.2cm]
\do...
... -\frac{\partial V_{\rm BG}}{\partial z}
(\rho,z)
\end{array}\end{displaymath} (3.13)

bzw.
\begin{displaymath}
\dot{{\mbox{\protect\boldmath$z$}}} = {\mbox{\protect\boldm...
...tial V_{\rm BG}}{\partial z}(\rho,z)
\\
\end{array} \right)
\end{displaymath} (3.14)

in der Schreibweise von Abschnitt 1.1.2. Dabei haben wir ${\mbox{\protect\boldmath$z$}}=(z_1,\ldots,z_4)\in{\bf R}^4$ gesetzt mit
\begin{displaymath}
\begin{array}{rcl}
z_1 & = & \rho \\ [0.2cm]
z_2 & = & z ...
...= & p_\rho \\ [0.2cm]
\quad
z_4 & = & p_z \quad.
\end{array}\end{displaymath} (3.15)

Nach [Mo73] nennt man ein vierdimensionales dynamisches System $\dot{{\mbox{\protect\boldmath$z$}}} = {\mbox{\protect\boldmath$F$}}({\mbox{\protect\boldmath$z$}})$ reversibel, wenn es eine lineare Abbildung $R:{\bf R}^4\to{\bf R}^4$ gibt, für die gilt:
\begin{subequations}
\begin{eqnarray}
R^2 & = & \mbox{\rm id}_4
\\ [0.2cm]
\...
...th$F$}}({\mbox{\protect\boldmath$z$}})
\quad.
\end{eqnarray}\end{subequations}
Die Abbildung $R$ wird als Reflexion bezeichnet. Die Bedeutung der Eigenschaft (3.20b) liegt darin, daß mit ${\mbox{\protect\boldmath$z$}}(t)$ auch $R{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(-t)$ eine Lösung von Gl. (3.18) ist, denn es gilt:

\begin{displaymath}
\quad \frac{\displaystyle d}{\displaystyle dt}\left(R{\mbox...
...ath$F$}}\left(R{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(-t)\right) \quad.
\end{displaymath} (3.15)

Wir beschränken uns hier auf Reflexionen der Form

\begin{displaymath}
R = \mbox{diag}\;(r_1,r_2,r_3,r_4)
\end{displaymath}

mit reellen $r_i$. Gl. (3.20a) zieht dann $r_i=\pm1$ nach sich, und aus Gl. (3.20b) und den Hamiltonschen Gleichungen (3.18) folgt $r_3=-r_1$, $r_4=-r_2$. Außerdem ergibt sich
(3.16)

weil $V_{\rm BG}$ ein Polynom ist, in dem $\rho $ und $z$ nur quadratisch auftreten. Es folgt, daß die folgenden vier $R_i$ Reflexionen für das Brown-Gabrielse-System sind:
\begin{displaymath}
\begin{array}{rcl}
\quad
R_1 & = & \mbox{diag}\;(1,1,-1,-...
...[0.2cm]
R_4 & = & \mbox{diag}\;(-1,-1,1,1) \quad.
\end{array}\end{displaymath} (3.17)

$R_1$ beschreibt die Zeitumkehrsymmetrie: Eine Trajektorie im Ortsraum, in umgekehrter Richtung durchlaufen, ist wiederum eine gültige Trajektorie. Denn $R_1$ läßt die Ortskoordinaten gleich und ändert die Vorzeichen der Impulse. Dieser Sachverhalt wird in Abbildung 3.6a skizziert.

\begin{figure}
% latex2html id marker 93765
\hspace*{-1.5cm}
\mbox{
%%
<tex2h...
...metrie ($R_3$).
\rule[-0.8cm]{0cm}{0.2cm} %% \vspace*{0.5cm}
\par
}\end{figure}

$R_2$ und $R_3$ sind Reflexionssymmetrien, die die Symmetrie des Potentials bzgl. der $\rho $- und der $z$-Achse wiederspiegeln. $R_2$ entspricht im Konfigurationsraum der Spiegelung der Trajektorie an der $\rho $-Achse und zusätzlicher Zeitumkehr; entsprechendes gilt für $R_3$ und die $z$-Achse. Abbildung 3.6b veranschaulicht $R_3$. Bei $R_4$ handelt es sich schließlich um eine Punktspiegelung am Ursprung des Konfigurationsraumes.

Wir haben damit gefunden, daß mit der Lösung
\begin{subequations}
\begin{equation}
\Big( \rho(t), z(t), p_\rho(t), p_z(t) \...
...\rho(-t),-z(-t), p_\rho(-t), p_z(-t) \Big)^T &
\end{eqnarray}\end{subequations}
Lösungen der kanonischen Gleichungen sind.

Durch Kombination zweier Reflexionen kann man weitere Lösungen der kanonischen Gleichungen erhalten. Es sei ${\mbox{\protect\boldmath$z$}}(t)$ eine Lösung von Gl. (3.18). Wir konstruieren daraus mit Hilfe von Gl. (3.21) die neue Lösung $R_i{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(-t)$, wobei $R_i,i=1,\ldots,4$ eine der Reflexionen aus Gl. (3.23) ist. Die nochmalige Anwendung der Reversibilitätsbedingung (3.20b) mit $R_j$ ergibt dann die weitere Lösung $R_jR_i{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(t)$. Eine neue Lösung dieses Typs zeichnet sich gegenüber der in Gl. (3.21) beschriebenen Lösung $R_i{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(-t)$ dadurch aus, daß wir hier keine Zeitumkehr vorzunehmen haben. $R_jR_i{\mbox{\protect\boldmath$z$}}(t)$ beschreibt also eine Trajektorie, die man durch Anwendung der Flußabbildung $\Phi_t$ in positiver Zeitrichtung erhält.

Es gibt sechs Möglichkeiten, jeweils zwei $R_i$ miteinander zu kombinieren:

\begin{displaymath}
\quad
\begin{array}{ccccl}
R_1 R_2 & = & R_3 R_4 & = & \m...
... & R_2 R_3 & = & \mbox{diag}\;(-1,-1,-1,-1) \quad.
\end{array}\end{displaymath} (3.17)

Dementsprechend treten Trajektorien im Phasenraum immer als 4-Tupel von simultanen Lösungen dieses Typs auf:
\begin{subequations}
\begin{eqnarray}
& \Big( \rho(t), z(t), p_\rho(t), p_z(t)...
...o(t),-z(t),-p_\rho(t),-p_z(t) \Big)^T \quad. &
\end{eqnarray}\end{subequations}

Für die praktische Analyse des Systems sind die hier angesprochenen Symmetrieeigenschaften sehr nützlich. Sie ermöglichen es, den numerischen Aufwand für die Berechnung der im nachfolgenden Abschnitt zu besprechenden Poincaré-Schnitte erheblich zu reduzieren.


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Martin_Engel 2000-05-25